Ob Rezept einlösen, sich online bewerben oder Vollmacht ausstellen: Viele alltägliche Prozesse sind noch immer von Papierkram, langen Wartezeiten und fehleranfälliger Bearbeitung geprägt. Selbst digitale Angebote enden oft beim Einscannen und Hochladen von Dokumenten.
Mit einer staatlichen E-ID und modernen digitalen Nachweisen (Verifiable Credential, kurz «VC») könnten viele dieser Prozesse nicht nur schneller und effizienter, sondern auch sicherer und benutzerfreundlicher werden.
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Anhand von fünf Beispielen zeigen wir, wie der Weg weg vom Papierkram zu einem nahtlosen digitalen Erlebnis aussehen könnte.
Heute: Patientinnen müssen bei Arztbesuchen ihre Krankenkassenkarte vorlegen oder separat bestätigen, dass eine Behandlung bezahlt wird. Kostengutsprachen erfolgen häufig über Briefe oder proprietäre Portale. Rezepte werden auf Papier oder als QR-Code weitergegeben – ein fragmentierter und teils unsicherer Prozess.
Morgen: Versicherungen stellen VCs für «gültigen Versicherungsschutz» oder «Kostengutsprache für Behandlung XY» aus. Ärztinnen und Apotheken akzeptieren diese digital ohne Medienbrüche. Ebenso werden Rezepte als VCs ausgestellt. Sie liegen direkt in der Wallet des Patienten und lassen sich in jeder Apotheke prüfen.
Vorteile:
Heute: Bewerber laden PDFs von Zeugnissen, Diplomen und Referenzen hoch. Unternehmen müssen deren Echtheit manuell prüfen, was Zeit kostet und Missbrauch ermöglicht.
Morgen: Bewerberinnen teilen VCs für Ausbildung, Berufserfahrung oder Sprachzertifikate direkt mit dem Arbeitgeber, der sie automatisch validieren kann.
Vorteile:
Heute: Zeugnisse werden gescannt und hochgeladen. Universitäten und Arbeitgeber prüfen sie manuell – zeitaufwendig und manipulationsanfällig.
Morgen: Schulen und Hochschulen stellen VCs als Bildungsnachweise aus, die andere Institutionen sofort digital prüfen können.
Vorteile:
Heute: Das Alter wird per Ausweiskontrolle im Laden geprüft oder online per unsicherer Selbstauskunft. Dabei muss eine Person oft mehr Daten preisgeben als nötig (Name, Adresse, Geburtsdatum).
Morgen: Mit einem reinen «Über 18»-VC lässt sich das Alter sofort digital bestätigen – ohne unnötige Zusatzinformationen.
Vorteile:
Heute: Verträge erfordern Uploads von Ausweiskopien oder proprietäre E-Signatur-Lösungen. Vollmachten werden oft in Papierform verlangt.
Morgen: Mit der E-ID und digitalen Signatur-Credentials lassen sich Verträge überall rechtssicher unterzeichnen. VCs für Rollen, etwa als Elternteil oder Geschäftsführer, ermöglichen digitale Vollmachten.
Vorteile:
Diese fünf Beispiele sind nur eine kleine Auswahl. Es gibt jetzt schon viel mehr Ideen: VCs für Veranstaltungstickets, Baugenehmigungen, Handelsprozessen usw. Sprechen sich die Anwendungsmöglichkeiten herum, werden es bestimmt noch mehr.
Dies zeigt deutlich: Die Digitalisierung von Alltags- und Behördenprozessen steht an einem Wendepunkt. Mit der E-ID und der Vertrauensinfrastruktur könnten Menschen in der Schweiz vom umständlichen Papierkram oder von PDFs zu schnellen, sicheren und nutzerfreundlichen digitalen Prozessen übergehen.
Die Vision: Eine Verwaltung, die nicht mehr auf Kopien und Formulare angewiesen ist, sondern auf die digitale Vertrauensinfrastruktur setzt – mit den Menschen im Zentrum, die ihre Daten sicher und selbstbestimmt verwalten können. Und eine Wirtschaft, der es die neue Technologie ermöglicht, durch direkten Austausch vertrauenswürdiger Daten neue Angebote zu schaffen.
Die Schweiz hat jetzt die Chance, eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Für eine digitale Zukunft, die funktioniert.